Rückschlag beim Kurs auf die Oberliga

von Frank Hoppe (Kommentare: 0)

Bretter 1 bis 4, vorn Torsten Hannebauer

Nur 4:4 gegen den Tabellenführer Oranienburg

Diesen Wettkampf hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Der SC Oranienburg war noch fix und fertig vom knappen 1½:2½ im deutschen Pokal eine Woche zuvor in Berlin. Wir dagegen waren noch jung und frisch und ohne Blessuren in das neue Jahr gekommen. Beste Voraussetzungen also um den Spitzenreiter aus der nördlich von Berlin gelegenen Stadt von der obersten Stufe der Tabelle herunterzuholen und selbst diese Position einzunehmen.

Der Schiedsrichter, immerhin der Vater eines unserer Spieler, warf uns mit seiner Prognose vor Wettkampfbeginn allerdings Knüppel zwischen die Beine. "3:5", nein sogar "2:6" meinte er beim Blick auf die Wertungszahlen. Gegen uns!

Na ja, vielleicht hatte er recht. Zumindest was meine Partie betraf. Bis zum 14. Zug von Schwarz war ich noch einigermaßen drin in der Theorie. Mit meinem 15. Zug glaubte ich noch etwas Zeit für die Rückkehr meiner Dame zu haben:

Hoppe - Spittler nach 14. ... 0-0-0
Hoppe - Spittler nach 14. ... 0-0-0

Es folgte fast automatisch 15.Le2?? und nach 15... f6! kippte mir die Partie weg. Nun droht Le8 mit Damegewinn, weil sich mein Rückzugsfeld e5 in Luft aufgelöst hat. Ich versuchte noch 16.Ld3 Le8 17.Dh7 Df8 18.Lf5 exf5 19.Dxf5+ usw., aber eigentlich hätte ich auch aufgeben können.

Schwenteck - Papendieck
Schwenteck - Papendieck

Mein Totalausfall an Brett vier wurde glücklicherweise durch einen etwas komischen Sieg von Pape ausgeglichen. Fernschachmeister Schwenteck warf in nebenstehender Stellung überraschend das Handtuch! Dem plötzlichen Partieende war eine kleine Episode vorausgegangen. Weiß zog 20. Tf1-g1, ließ den Turm los, hob ihn dann aber wieder an, stellte ihn zurück nach f1 und begann zu überlegen. Pape wies den Oranienburger auf dieses anrüchige Verhalten hin und verlangte nach Tg1. Dem kam Schwenteck auch nach und gab einige Augenblicke später auf. Angesichts einer eventuell irgendwann stattfindenden Gabelung auf f3 vielleicht ein wenig verständlich. Objektiv steht Weiß aber mit der Qualle mehr auf Gewinn.

Pape freut sich, während Schwenteck noch ratlos am Brett sitzt.

Pape brachte uns also 1:0 in Führung und kam damit meiner Aufgabe zuvor. Was auch daran lag, daß ich noch rund zehn Züge lang Spaß an Schmerzen haben wollte. So kam mir auch Tino mit seinem Remis noch dazwischen:

Dzubasz - Kayser nach 13. Sxd4
Dzubasz - Kayser nach 13. Sxd4

Mit dem Isolani auf d5 hat Schwarz große Sorgen. Die vermeintliche Lösung 13.... Db6 14.Sxc6 bxc6 15.Lxg7 Kxg7 scheitert allerdings an 16.Txc6! Dxc6 17.Lxd5 Da6 18.Lxa8 und Weiß hat auf einmal zwei Mehrbauern. Nach einem kleinen Scharmützel blieb im Schwerfigurenendspiel einer übrig. Ein Remis wurde wahrscheinlich und nach dreimaliger Stellungswiederholung auch real.

Altmann - Ellenberg nach 16.... Dxe7
Altmann - Ellenberg nach 16.... Dxe7

Jetzt wäre für Weiß der richtige Zeitpunkt gekommen, für den Lg2 das Feld f1 frei zu machen. Also z.B. Tfe1. Stattdessen kam 17.Tad1 Le6 18.Dc2 c6 19.Sf3 g4 und Weiß muß seinen Läufer einmauern lassen. Die Partie war gelaufen. Oranienburg ging 2½:1½ in Führung.

Eichler - Schmidt nach 29.... exd5
Eichler - Schmidt nach 29.... exd5

Weiß hatte fast sein gesamtes Material gegen den schwarzen König zusammengezogen und fand die Zeit reif um zuzuschlagen. 30.Lxf6!? Txe4 31.Dxh6+ Kg8 32.Dh8+ Kf7 33.Dxg7+ Ke8 34.Txe4+ dxe4. Der Pulverrauch hat sich etwas verzogen. Wie soll Weiß jetzt den schwarzen König erlegen? Nach einigen Zugwiederholungen gab es sechs Züge später eine Entscheidung: Remis durch Dauerschach, was von Schwarz forciert wurde.

Drei Partien liefen noch und die Gäste führten 3:2. Mit zunehmender Zeit wurden die Hoffnungen immer größer, daß wir mindestens ein 4:4 wenn nicht sogar ein 4½:3½ schaffen könnten. Bunki stand an Brett acht auf Gewinn, quälte sich aber noch. Daniel stand mit Schwarz auch auf Gewinn, trotz ungleichfarbiger Läufer. Nur Torsten an Brett eins stand etwas unklar. Hier blockierte eine gegenseitige Fesselung die Stellung, doch als Weiß seinen König daraus abzog, wurde es gefährlich für Torstens Monarchen. Zu gefährlich. Zum Ende wehrte er zwar das einzügige Matt ab, lief aber mit seinem König in ein zweizügiges.

Ergebnisse

 Doppelbauer Woltersdorf4-4SC Oranienburg 
1Torsten Hannebauer0-1Michael Ermitsch1
3Tino Dzubasz½-½Stefan Kayser2
4Daniel Gurack1-0Axel Wunsch3
5Frank Hoppe0-1Jens Spittler4
6David Schmidt½-½Jan-Christoph Eichler5
7Michael Altmann0-1Ekkehard Ellenberg6
8Andreas Papendieck1-0Carsten Schwenteck7
16Dietmar Bunk1-0Klaus-Dieter Heckert8

Aktuelle Tabelle

Pl.MannschaftSRNMPBP
1SC Empor Potsdam 1952 II4018-227.5
2Schachclub Oranienburg I3208-225.5
3ESV Lok Raw Cottbus I3208-225
4Doppelbauer Woltersdorf2216-421.5
5SG Lok Brandenburg I3026-420
6SSG Lübbenau I1224-620.5
7ESV 1949 Eberswalde I2034-619
8SV Blau-Gelb 1899 Hosena2034-617
9Potsdamer SV Mitte I1042-814
10SV Rochade Potsdam-West I0050-1010
-

Frank Hoppe

Zurück

Einen Kommentar schreiben